Fabian Hannen
Kein Spitzensportler würde zum Wettkampf antreten, ohne mehrere Wochen oder Monate im Trainingslager verbracht zu haben. Denn er weiß: Der Wettbewerb an der Spitze ist hart und nicht selten entscheidet das Zielfoto darüber, wer ein paar tausendstel Sekunden schneller war und daher aufs Siegertreppchen steigen darf. Niemand, der als Talkgast in eine Fernsehsendung eingeladen wird, würde dort ohne jegliche Vorbereitung und gründliches Medientraining erscheinen. Welche Folgen ein unbedacht geäußerter Satz haben kann, wissen nicht nur die Politiker, sondern auch alle diejenigen, die als Repräsentant ihres Unternehmens im öffentlichen Raum kommunizieren.
Fabian Hannen
Porträtfilm - Fabian Hannen
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Das Vorstellungsgespräch ist dem Wettkampf im Spitzensport oder der Talksendung im Fernsehen durchaus vergleichbar. Letztlich geht es um viel Geld: Dem Spitzensportler winken Werbeverträge, dem in der Öffentlichkeit positiv dargestellten Unternehmen steigende Umsätze und Gewinne, und dem Bewerber im Vorstellungsgespräch winkt ein attraktiver Arbeitsvertrag, der mehrere hunderttausend Euro oder gar Millionen wert ist. Umso erstaunlicher, dass fast alle Bewerber auf Top-Level ohne jegliches Training in einen solchen Wettkampf gehen. Weil man selbst im Laufe seines Berufslebens schon viele Gespräche – auf beiden Seiten des Tisches – geführt hat und zudem ja schon das eine oder andere Kommunikationstraining absolviert hat, fühlt man sich gut vorbereitet. Was man dabei leicht vergisst: Auch die anderen Bewerber, gegen die man antritt, sind ähnlich gut vorbereitet. Denn die Personen, mit denen man Sie im Bewerbungsprozess bzw. im Vorstellungsgespräch vergleicht, sind Ihnen sehr ähnlich: Ähnlich alt, ähnlich teuer, ähnlich erfahren, ähnliche (oder identische) Branche, ähnlicher Werdegang, ähnlich rhetorisch begabt... Die Anzüge sind vom selben oder einem ähnlichen Schneider, die Automarken sind von einem ähnlichen Produzenten, selbst die Hobbys sind ähnlich oder identisch.